Heimatgeschichtlicher Wegweiser zu Stätten des Widerstandes und der Verfolgung 1933-45

Herausgegeben vom Studienkreis zur Erforschung und Vermittlung der Geschichte des Widerstandes 1933-1945

Niedersachsen II - Regierungsbezirke Hannover und Weser-Ems, Köln 1986

BUNDE

"Rassische" Verfolgung und "Euthanasie"

Im Jahr 1930 lebten in Bunde etwa 30 jüdische Bürger. Sie wurden in der Reichspogromnacht misshandelt und im Rathaus eingesperrt. Ihr weiteres Schicksal ist nicht erforscht. Die Synagoge, die schon von einem "arischen" Kaufmann ersteigert worden war, wurde in der Reichspogromnacht beschädigt.

Eine Frau aus Bunderhee wurde am 26. Juli 1943 vom Sondergericht Oldenburg unter der Beschuldigung des "verbotenen Umgangs mit Kriegsgefangenen" zu einer zweijährigen Zuchthausstrafe verurteilt.

Konzentrationslager und Zwangsarbeit

"Zivilarbeitslager" für ausländische Zwangsarbeiter bestanden in Boen und Dollart-Landschaftspolder. Zwei Sowjetbürger wurden auf dem Friedhof in Bunde begraben.

JEMGUM

Widerstand und Nazi-Terror

Heinrich Bokeloh, Pfarrer der Kirchengemeinde Marienchor-Böhmerwold, wurde kurz nach Kriegsbeginn verhaftet. Die Gestapo hielt ihm eine Predigt und die Organisation einer Bibelkreis-Freizeit vor. Zunächst wurde Heinrich Bokeloh in das Amtgerichtsgefängnis Emden, dann für zweieinhalb Jahre in das Konzentrationslager Sachsenhausen gebracht.

"Rassische" Verfolgung und "Euthanasie"

Wegen Brandgefahr für die Nachbarhäuser wurde die Synagoge in der Reichspogromnacht nicht angezündet. Im Jahr 1940 mussten die Familien Levy-Pintos, Levy-Coen, Mindus sowie Moses Cohen, Herr Meyer und eine namentlich nicht genannte Frau mit ihren fünf Kindern Jemgum verlassen. Diese Vertreibung der Juden aus den ländlichen Gemeinden war die Vorbereitung der späteren Deportationen in die Vernichtungslager.

Konzentrationslager und Zwangsarbeit

Auf dem Friedhof in Pogum liegen die Gräber zweier Sowjetbürger.

WEENER

"Rassische" Verfolgung und "Euthanasie"

Zur jüdischen Gemeinde Weener gehörten Mitte 1933 noch 124 Menschen. Viele von ihnen flohen nach Belgien oder in die Niederlande. Die Synagoge wurde in der Reichspogromnacht niedergebrannt. Jüdische Friedhöfe liegen in der Graf-Ulrich-Straße, in der Graf-Edzard-Straße und in Smarlingen.

Konzentrationslager und Zwangsarbeit

In einem "Zivilarbeitslager"  lebten bei der Befreiung noch 80 ausländische Zwangsarbeiter und 200 ausländische Zwangsarbeiterinnen. Dieses Lager gehörte vermutlich zur Firma Klatte, ein Bremer Rüstungs- und Flugzeugbaubetrieb, der auch bei den Emslandlagern III Brual-Rhede und VII Esterwegen Produktionsstätten errichtete.

Die "Zivilarbeitslager" in Weenermoor und Stapelmoor hatten eine Belegstärke von 150 bzw. 250 ausländischen Zwangsarbeitern. Die jeweils 200 ausländischen Zwangsarbeiter der "Zivilarbeitslager" in Diele und Holthusen mussten Schanzarbeiten verrichten und Schützengräben ausheben. In zwei weiteren "Zivilarbeitslagern" in Möhlenwarf und Tichelwarf waren 120 bzw. 90 ausländische Zwangsarbeiter untergebracht. Die Nahrungsmittelfabrik Frisia in Weener setzte Häftlinge aus dem Emslandlager III Brual-Rhede ein. Auf dem Friedhof in Weener liegen ein polnischer und siebzehn sowjetische Zwangsarbeiter begraben.