Bernhard Fokken
Das Rheiderland unter dem Hakenkreuz
(Siebenteilige Serie aus der Rheiderland Zeitung, erschienen im Januar/Februar 1983)
Morgen, am 30. Januar, jährt zum 50. Mal der Tag, an dem die Nationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei (NSDAP) mit ihrem Führer Adolf Hitler in Deutschland die Macht ergreift. Genauer: Reichspräsident Paul von Hindenburg legt sie Hitler in die Hände.
Der 30. Januar 1933 bedeutet das Ende der Weimarer Republik, der ersten Demokratie im Deutschen Reich. Es beginnen zwölf Jahre, die von Gewalt nach innen gegen politisch Andersdenkende und gegen rassische Minderheiten sowie schließlich von Krieg nach außen geprägt sind.
Die zwölf Jahre der nationalsozialistischen Diktatur sind in der Bundesrepublik lange aus dem öffentlichen Bewußtsein verbannt, oft als ein Betriebsunfall der deutschen Geschichte abgetan worden.
Die Diktatur 1933 ist jedoch kein unvermeidliches Naturereignis. Die Republik hätte gerettet werden können, wenn es genügend Leute gegeben hätte, die sich für den Rechtsstaat eingesetzt hätten. Tatsache ist jedoch, daß führende Köpfe in Verwaltungen, Justiz, Militär, Presse, Schule, Wirtschaft und Parteien der Monarchie nachtrauern. Ihnen bleibt die Republik fremd.
Weit verbreitet ist noch heute die Meinung, endlich das Thema Nationalsozialismus ruhen zu lassen. Der Verfasser - Jahrgang 1947 - teilt sie nicht. Zwar kann man nichts wieder gutmachen oder Getöteten ihr Leben wiedergeben, auch nichts ungeschehen machen, aber man kann doch Lehren ziehen aus der Zeit des Nationalsozialismus.
Voraussetzung dafür ist das Wissen um das damals Geschehene. Historiker und Politiker haben darüber viele Bücher geschrieben. Was jedoch fehlt, sind Berichte über den Nationalsozialismus an der Basis, in den Dörfern und kleinen Städten. Nationalsozialismus - das ist nicht nur München, Berlin und Nürnberg, das ist auch Weener, Bunde, Jemgum und Ditzumerverlaat.
Diese siebenteilige Serie soll ein Beitrag sein, den Beginn des Nationalsozialismus im Rheiderland und in der benachbarten Kreisstadt Leer darzustellen. Sie erhebt nicht den Anspruch der Vollständigkeit, sondern wirft Schlaglichter. Das Thema bedarf noch einer ausführlichen Bearbeitung, eines intensiven Quellenstudiums. Schon heute ist es schwierig, kompetente Zeugen zu interviewen. Viele sind tot, andere schon sehr alt. Es gilt, die Zeit zu nutzen.
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