Ein Pimpf des Fähnleins Bunde schreibt über eine mehrtägige Fahrt des Fähnleins nach Holthusen:

Das Jungvolk des Fähnleins 2 Bunde

2 Tage Ferienlager.

Um 7 Uhr morgens ertönen schmetternde Trompetensignale. Was ist los? - Das Fähnlein 2/V/3/191 tritt an, um ins erste Ferienlager zu ziehen. Besichtigung des Gepäcks und des Schuhzeugs und dann los. Der Spielmannszug voran. Alle Fenster fliegen auf, denn jeder will die kleinen Soldaten sehen. Es war auch etwas Herrliches, in die strahlenden Gesichter zu blicken. Schnell ist Möhlenwarf erreicht, wo schon der dritte Jungzug wartet und sich ohne Zeitverlust anschließt. In Tichelwarf, Holthuserheide und Holthusen werden alle Einwohner durch die zackigen Märsche und die fröhlichen Jungvolklieder auf die Straße gelockt. Ohne Rast zieht die Kolonne ihrem Ziel zu. Um 3.30 Uhr treffen wir in Holthusen ein. Die Schule ist unser Lager. Das Gepäck wird abgelegt, schnell noch ein Schluck aus der Feldflasche und das Lager wird errichtet.

Etwas ganz Neues ist für die meisten von unseren Jungens ist die genaue Diensteinteilung. Wer hat denn gedacht, daß es in einem Feldlager, das außerdem nur zwei Tage dauert, so genau und diszipliniert zugeht? Aber bald hat jeder gemerkt, daß es richtig war, alles bis ins Kleinste einzuteilen. Bis auf die Wache rückte alles ab ins kleine Gehölz, um für das Geländespiel am Nachmittag noch einige notwendige Vorübungen zu machen. Und dabei vergeht bekanntlich die Zeit rasend schnell. Ehe wir noch daran gedacht haben, ertönt auch schon das allen bekannte Signal: "Kartoffelsupp".

In tadelloser Marschkolonne geht es zurück zum Lager, wo der Magen zu seinem Recht kommt. Der von Hauptlehrer Smit gestiftete Kaffee hebt die Lebensgeister wieder. Wenn auch keiner etwas von Müdigkeit spürt, heißt es doch bis 2.30 Uhr Mittagsruhe. Danach geht es wieder in den Wald, aber diesmal ins große Gehölz. Leider muß den Jungens eine Enttäuschung bereitet werden, denn das vorgesehene Geländespiel findet nicht statt. Weshalb nicht? Ganz einfach! Unsere Jungens, die fast alle nur die größeren Wälder (höchstens 2 Bäume) kennen, haben in der kurzen Zeit am Vormittag noch nicht alle Kniffe erlernt, die nun einmal für ein Geländespiel erforderlich sind. Also noch einmal alle Übungen von vorne durchgenommen. Aber das macht uns nichts. Auch das macht endlich Spaß und ehe überhaupt einer daran gedacht, heißt es schon wieder: Abrücken ins Lager. Denn um 7 Uhr haben die BDM-Mädels von Tichelwarf den Kaffee fertig, und den wollen wir doch nicht kalt werden lassen. Lustig ist es, zuzusehen, was die Jungens an Butterbroten vertilgen. Aber Mutter hat vorgesorgt!

Nach dem Essen noch einige Ordnungsübungen, und dann wird der Zapfenstreich geblasen. Jeder sucht sein Lager auf. Aber wer gedacht hat, dass nun Ruhe eintreten würde, der war schwer auf dem Holzwege. In der einen Ecke fängt ein Hahn an zu krähen, aus Freude darüber versucht ein anderer, eine Henne nachzuahmen. Irgendwo beginnt plötzlich eine Katze zu miauen, bis endlich alle durch einen zweibeinigen Köter verscheucht werden. Lange dauert es, bis der Gedanke ans Schlafen erwacht. Die Wache muß aber ihre zwei Stunde aushalten, bis sie abgelöst wird. Nachts um 2 Uhr ist die Luft ziemlich verbraucht, und so werden die Fenster geöffnet. Einige Jungens behaupten nun, sie könnten vor Kälte nicht einschlafen. Durch ihre Beschwerden wecken sie die anderen, und die sind derselben Meinung. Der Führer muß Rat schaffen. Aber wie? Vorhanden sind: ein Ofen, schwere Mengen Torf, etwas Papier zum Anmachen und die unvermeidlichen Streichhölzer. Sobald das erste Streichholz aufflammt, fühlt sich jeder schon bedeutend wärmer. Aber, o weh, der Torf ist hart und will nicht brennen. Was nun? Zum Anmachen müssen wir Holz haben. Aber wer kann das besorgen mitten in der Nacht? Keiner weiß, wo Holz ist; da steht der Führer höchstpersönlich auf und - nach zwei Minuten kommt er mit einem Arm voll Holz zurück. Woher? - Von so was spricht man nicht. "Organisiert!" Bald knistert es dann auch im Ofen und nicht lange dauert es, da kann man wieder die regelmäßigen Atemzüge der Schläfer vernehmen.

Aber morgens um 6 heißt es schon wieder: Aufstehen! Alle sind sofort aus den Federn (die man sich natürlich denken muß). "Antreten zum Frühsport!" Eine halbe Stunde Sport wirkt sehr erfrischend auf diese müden Krieger. Dann kommt der unvermeidliche Lagerdienst, Schuhputzen, Waschen, Essen (das letztere findet am meisten Anklang). Dann antreten zur Flaggenparade. Nun endlich kann abmarschiert werden, zu dem heißersehnten Geländespiel. Es würde zu weit führen, dessen Einzelheiten hier aufzuzählen. Aber das kann man sagen, unsere Jungens haben begriffen, worum es geht.

Gegen 12 Uhr rückt alles wieder ins Lager ein, um sich die tadellose Erbsensuppe (der Uebeltäter war wieder der BdM - Tichelwarf, der sich hervorragend bewährt hat) mit Inbrunst zu Gemüte zu führen. Für alle war es eine große Freude, daß auch der Ortsgruppenleiter der NSDAP Holthusen, Pg. Wilken, an dem Festessen teilnahm. Eine kurze Ruhepause noch, dann wird das Lager aufgeräumt, das Gepäck in Ordnung gebracht und endlich die Fahne niedergeholt - und schon ist die schöne Zeit verstrichen. Der Abmarsch erfolgt.

Mit Sang und Klang geht es wieder nach Haus. Die Jungens aber brennen schon auf das nächste Lager. Nur eins hatten sie auszusetzen: Es war zu kurz!

Die Jungens begeisterten sich immer mehr für ihre Arbeit. Neue Pläne wurden verwirklicht. Das Fähnlein Bunde gründete eine Fliegergruppe, die zeitweise unumstritten die beste im Stamm war. Unter der Leitung des Fähnleinführers J. Hu. und des Jungzugführers U. Sp. wurden hier Segelflugmodelle gebaut, die mit Recht überall bewundert werden. Der Erfolg blieb denn auch nicht aus. Als bei dem Hitlerjugendtreffen auf Norderney, an dem auch das Fähnlein Bunde mit zahlreichen Jungens und der gesamten Fliegerschar teilnahm, die Fliegermodelle preisgekrönt aus dem Wettbewerb hervorgingen, war das bestimmt ein schöner Erfolg und zugleich ein Ansporn zu weiterer Arbeit. Sie wurde mit aller Tatkraft fortgesetzt.

Der Jg. Walter Bo. wurde dann mit der Führung des 2. Jungzuges in Bunde beauftragt, später der Jg. Karlheinz Ha. Im Dezember 1934 wurde der bisherige Jungzugführer U. Sp. mit der Führung des Fähnleins beauftragt. Unter ihm besserte sich Haltung und Disziplin des Jungvolks noch wesentlich. Das Fähnlein Bunde nahm an allen Aufmärschen teil. Im September 1935 wurde der Jungzug Möhlenwarf an das Fähnlein Weener überwiesen. Es wurde geführt von dem Jg. Gr.

Das Fähnlein 2 Bunde hat stets fleißig gearbeitet und wird auch fernerhin seine Pflicht tun.