Die Brandbekämpfung durch die Freiwillige Feuerwehr Weener

In den frühen Morgenstunden des 10. November weckte der Polizeibeamte Verlaat einen in der Haagstraße wohnenden Feuerwehrmann in der Annahme, dass es sich dabei um die Wohnung des Brandmeisters handle. Der Brandmeister jedoch wohnte unmittelbar nebenan. Verlaat klopfte mehrmals ans Schlafzimmerfenster und rief von draußen: Brandalarm, die Synagoge brennt. Anschließend alarmierte der von Verlaat Geweckte den neben ihm wohnenden Brandmeister, und ein paar Minuten später verließen beide eilig ihre Wohnungen in Richtung Spritzenhaus (Standort unmittelbar neben dem Rathaus, Rathausstraße). Als sie aus ihren Häusern kamen (Haagstraße), sahen sie schon von weitem die Flammen und der Feuerschein schimmerte rötlich über die Dächer anderer Häuser und durch die vorhandenen Häuserlücken. Durch das Blasen des Brandhornes (Sirenenalarm gab es noch nicht) waren inzwischen andere Feuerwehrmitglieder geweckt worden.

Als die beiden Erstalarmierten am Spritzenhaus eintrafen, war schon eine für einen Einsatz ausreichende Zahl von Wehrmännern anwesend, so dass nach kurzer Zeit die Feuerwehr mit der kleinen Motorspritze und dem Schlauchwagen zum nächsten Wasseranschluss eilen konnte. Dieser befand sich auf dem Schulhofgelände der Volksschule in der Marktstraße (auf der Höhe der heutigen Sparkasse und der angrenzenden Parkplätze an der Straßenseite).

Auf einem Zweirad wurde die Motorspritze von fünf bis sechs Wehrmännern zur Wasserstelle gezogen und geschoben. Zusätzlich wurde der Schlauchwagen von mehreren Wehrmännern mitgeführt. Dies war eine zweirädrige Karre mit einer darauf montierten Schlauchtrommel. Eine lange Schlauchleitung, bestehend aus mehreren aneinander gekoppelten Schläuchen, war darauf aufgerollt. Von der Wasseranschlussstelle, die ihr Wasser durch ein Wasserbecken in den Kellerräumen der Volksschule erhielt, wurde durch die Marktstraße und anschließend durch die Hindenburgstraße die Schlauchleitung bis zur ehemaligen jüdischen Schule ausgerollt. Dort wurde ein Verteilerstück angeschlossen und drei Wasserspritzen eingesetzt.

Inzwischen waren seit der Alarmierung ca. 30 Minuten vergangen. Als der erste Wasserstrahl auf das Feuer gerichtet wurde, stand die Synagoge bereits hell in Flammen. Eine Rettung des Gebäudes war zu dieser Zeit nicht mehr möglich. Deshalb beschränkte man sich darauf, mit den beiden anderen Spritzen die östlich und westlich gelegenen Nachbargebäude zu schützen. Da die Schule sehr nah an dem Brandobjekt stand, hatte das Dach inzwischen auch schon leicht Feuer gefangen und wurde deshalb sofort von der Feuerwehr unter Wasser genommen.

Mit nur einer Wasserspritze wurde dann der Synagogenbrand bekämpft, und der Wasserstrahl richtete sich gezielt gegen die Flammen. Der entsprechende Rohrführer wurde aufgefordert, das Spritzen einzustellen. Ein in Uniform anwesender SA-Mann bemerkte mehrmals ihm gegenüber: Das soll ja brennen, da soll kein Wasser rein! Etwa 20 Feuerwehrleute der im September 60 Mitglieder zählenden Wehr waren beim Einsatz unmittelbar am Brandherd. Andere inzwischen Nachgekommene übernahmen auf der Straße die notwendigen Sicherungsund Absperraufgaben. Bis in die Mittagsstunden gegen 13 Uhr bekämpfte die Wehr den Brand. Die zusammengestürzten Dachteile glimmten noch, und eine Brandwache sicherte noch bis in den Nachmittag hinein den Brandherd. Der Brand hatte die Synagoge bis auf die festen Außenmauern, die größtenteils stehengeblieben waren, zerstört.

Als die Feuerwehrmänner wieder ins Spritzenhaus zurückgekehrt waren, wurde während des Aufräumens kein Wort über die Ursache des Brandes gesprochen. Doch wusste zu dieser Zeit schon jeder Feuerwehrmann, dass eine Brandstiftung vorlag und der „Nazirummel" dafür verantwortlich war. Auch auf der einige Tage später, am Montag, dem 15. November, durchgeführten Wehrversammlung, erfolgte eine Aussprache nur über den Verlauf der Brandbekämpfung, nicht aber über die Ursachen und die Hintergründe des Brandes. Keiner wollte sich durch eine vorschnelle Äußerung einer Gefahr aussetzen, zumal während dieser Zeit auch in den Reihen der Feuerwehr schon Mitglieder tätig waren, die als stramme SAund Parteileute bekannt waren.