Angestellte und Nationalsozialismus

GROSSE ANGESTELLTEN-KUNDGEBUNG IN WEENER

Um die Eingliederung der Angestelltenschaft in die Deutsche Arbeitsfront

Der Gesamtverband der Angestellten hatte für gestern abend zu einer großen Kundgebung nach dem Alfkenschen Saale eingeladen. Staatsrat Pg. D. - Oldenburg sprach über die Eingliederung der Angestelltenschaft in die Deutsche Arbeitsfront. Der kommiss. Ortsgrupprenführer, Pg. J. H. - Böhmerwold, eröffnete die sehr zahlreich besuchte Versammlung und wies daraufhin, daß nach Anordnung des Führers der Deutschen Arbeitsfront, Pg. Dr. Robert Ley, sämtliche Angestellte sich einzugliedern haben.

Pg. D. gab hierauf einen Rückblick auf die verflossenen 14 Jahre des allgemeinen Niederbruchs. Wenn wir uns heute die Geschehnisse der letzten 14 Jahre vor Augen halten, so führte er u. a. aus, und dann den Vergleich ziehen zu dem, was in den ersten Monaten der Hitler-Regierung geleistet worden ist, so wird es allen klar sein, daß ein System, wie das verflossene, nie wieder zurückkehren kann. Wir alle haben ein Stück Weltgeschichte miterlebt in der Deutschen Revolution 1933, wir alle sind Zeuge geworden des Aufbaus der großen Idee unseres Führers: "Gemeinnutz geht vor Eigennutz!" Heute sehen wir in fast allen Ländern den Aufbruch des Nationalsozialismus. Überall drängen die unteren Schichten der Bevölkerung nach oben, um mit teilzuhaben an den Geschehnissen der Geschichte. In den bitteren Jahren 1922 - 1933 liegt das Werden des Dritten Reichs, in dem nicht die Frage entscheidend ist: Was bist Du, woher stammst Du, sondern einzig und allein: Was leistest Du für die Volksgemeinschaft? Das Dritte Reich hat eine andere Grundlage, als das verflossene Römische Reich Deutscher Nation und das Bismarcksche Reich. Es wächst aus der Arbeit, seine Führerelite kommt aus der Deutschen Arbeitsfront, aus dem Ständischen Aufbau heraus. Wenn Adolf Hitler sagt: "Ich will streben und kämpfen, bis ich sagen kann: 'Ich habe das Deutsche Reich dem deutschen Arbeiter erkämpft.'", so muß uns dieses Wort mitreißen und verpflichten, mitzuarbeiten am Wiederaufbau Deutschlands. Und wenn Adolf Hitler weiter sagt: "Das schaffende deutsche Volk soll es jetzt besser haben, dafür setze ich mich mit meinem Herzblut ein", so ist es uns unumstößliche Gewißheit, daß die Besserstellung des Arbeiters auch wirklich erfolgt. Das Dritte Reich ist nicht von den Intellektuellen geschaffen, unsere SA und SS haben es erkämpft. Für alle gilt es nun, sich umzustellen. Es heißt nicht mehr, wie komme ich zum Ziele, sondern entscheidend ist in allen Fragen des Lebens, wie kommen wir zum Ziele. Auch die Arbeitgeberschaft hat in den verflossenen Jahren sich viel zu sehr dem Ich-Gedanken hingegeben und dadurch den volkszerstörenden Marxismus an Bedeutung gewinnen lassen.

Von dem Ständischen Aufbau steht bisher nur der äußere Rahmen, Einzelheiten sind noch nicht bekannt. Die Führung über die Angestelltensäule in der Deutschen Arbeitsfront hat Pg. F.  übernommen, der den Nationalsozialismus in Danzig zu seiner jetzigen Blüte gebracht hat. Heute ist es Zwang für alle Angestellte, sich zu organisieren. Durch die Verschmelzung der weit über 100 Angestelltenorganisationen zu einem einzigen Verbund, der NSA, können große Ersparnisse erzielt werden, die den Mitgliedern wieder zugute kommen werden. Vorläufig bleibt es jedoch bei den alten Beitragssätzen. Ab 1. Januar 1934, wenn die geschlossene Eingliederung der Angestelltenschaft erfolgt ist, können die Beiträge erheblich herabgesetzt werden.

Der Ständische Aufbau im Dritten Reich der Arbeit gliedert sich in die Deutsche Arbeitsfront auf der einen Seite, neben ihr stehen die Säulen des Bauerntums, der Rechtsfront und der Beamtenschaft. Die Deutsche Arbeitsfront ist dazu berufen, die Rechte der Arbeiterschaft zu sichern. Aufgabe des Ständischen Aufbaues ist es, die Wirtschaft zu höchster Blüte zu entfalten und den Führergedanken auch in den Betrieben vollständig durchzusetzen. Nach dem in Arbeit befindlichen Betriebsrätegesetz sollen die neuen Betriebsräte wieder entsprechend ihrer ursprünglichen Aufgabe zusammen mit dem Unternehmer beraten, was für das Unternehmen vorteilhaft ist. Arbeitnehmer und Arbeitgeber sollen auf einer vertrauensvollen Grundlage zusammenarbeiten. Tarifkämpfe mit ihren häßlichen Auswüchsen, Streiks und Aussperrung, wird es nicht mehr geben. Vom Reich wird ein Mindestlohn garantiert, der jedem Existenzminimum gibt. Unternehmer, die sich dieser Regelung widersetzen, machen sich strafbar. Die Überführung ins Konzentrationslager ist das mindeste, was wir für solche Tarifboykotteure in Aussicht genommen haben. In schwereren Fällen werden wir auch nicht vor Zuchthausstrafen zurückschrecken.

Die Angestelltenschaft muß auch zu ihrem Teil aber zum Aufbau der Idee "Gemeinnutz geht vor Eigennutz" beitragen. Durch intensive Schulung müssen wir soweit kommen, daß unsere Arbeit jeder Kritik standhalten kann. - Heute kann sich niemand mehr entschuldigen mit der Vielheit der Gewerkschaften, die ihn der Organisation fernhalte; wer sich heute nicht organisiert, lehnt Adolf Hitler ab und wird geächtet. Es wird soweit kommen, daß derjenige, der sich heute nicht eingliedert, aus der Arbeitsgemeinschaft ausgeschlossen wird, und von amtswegen seine Stelle verliert. Wir werden mit eisernem Besen alles auskehren, was noch abseits steht. Der Befehl Dr. Leys, daß jeder Angestellte sich organisieren muß, ist heraus und es gibt kein Zurück mehr. Daher heute der letzte Appell zum Anschluß an die Deutsche Arbeitsfront.

Nach kurzer Pause sprach dann noch Kreisleiter Pg. S . über das Verhältnis der NSBD zur Deutschen Arbeitsfront. Die NSBD ist und bleibt die politische Organisation, die den Arbeiter der Stirn und der Faust zum Nationalsozialismus erziehen soll. Sie ist keine wirtschaftliche Organisation. Wie die SA und SS politische Soldaten des Staates sind, so wird die NSBD die Arbeiterschaft zu politischen Soldaten der Gewerkschaften erziehen. Auch die NSBD-Mitglieder haben die Pflicht, sich wirtschaftlich in ihrem Fachverband zu organisieren.

Eine große Anzahl Neuaufnahmen waren der äußere Erfolg der Angestelltenkundgebung.

aus: Rheiderland, 21.7.33